Kaffeeblüte
Kategorie: Blog
Adivasi – indigene Bevölkerung Indiens
Das Projekt AAABB hat das Ziel, die Lebensbedingungen der Adivasi in dieser Bergregion von Odisha zu verbessern.
Adivasi ist die Selbstbezeichnung der indigenen Bevölkerung in Indien. Das Wort bedeutet wörtlich “erste Bewohner” oder “Ureinwohner”.
Vor Jahrhunderten wurden sie von der einwandernden Kultur der Hindus an den Rand der Gesellschaft gedrängt und leben seitdem in Abgeschiedenheit und Armut. Die Adivasi sind auch in Stämmen organisiert. In dieser Region Odisha lebt überwiegend der Stamm der Konds. Ihre Sprache ist Kuwi.
weitere Information über die Adivasi in Wikipedia
40 jährige Geschichte des Projektes AAABB
Dieses Projekt wurde in den 1980er Jahren von meinem Vater, Bischof Hübner in Kiel gegründet. Er hatte dort in Indien in der Zeit vor und während des 2. Weltkrieges als Missionar gearbeitet und diese Gegend und ihre Menschen, die Adivasis lieben gelernt. Als er selbst in den Ruhestand ging, baute er dies Projekt auf und verbrachte mit seiner Frau jedes Jahr 2 Monate in dem Gebiet. Dieses Projekt hatte zunächst die Wiederaufforstung der beiden größten Berge in der Orissaprovinz, im Osten Indiens, den Bhai- Bhoni (Bruder und Schwester) zur Aufgabe. Daher resultiert der besonders komplizierte Name des Projektes.
viele Jahre lang wurde jedes Jahr mit den Dörflern auf die Berge gewandert, terrassiert und Bäume angepflanzt. Hierzu wurden auch erhebliche Mittel der deutschen Entwicklungsbank beantragt und eingesetzt.
Die Aufforstungsbemühungen waren leider ohne Erfolg. Die gepflanzten Bäume wurden nicht groß. Es war eine wichtige Zukunftsidee, die heute auch in Indien besser verstanden wird als damals.
Das Projekt wurde mit betreut und später auch finanziert von dem Zentrum für Mission und Ökumene (ehemals NMZ) und der indischen Partnerkirche JELC. Die später angeschafften Ländereien für die Plantagen wurden eingetragen auf den Präsidenten der Adivasi Christya samaj, der Adivasigliederung in der dortigen evangelisch- lutherischen Kirche.
Neben der Aufforstung wurden 3 kleine Lehrplantagen von jeweils 1 Hektar Größe gegründet, um Kaffee anzubauen. Verwildertes unfruchtbares Land, sogenanntes Paddyland wurde von dem Projekt angeschafft und mit Sisalpflanzen eingezäunt. Ziel war es, den Kaffeeanbau in dieser Gegend zu etablieren und den Dörfern ein Einkommen aus dem Kaffee zu ermöglichen. In diesen 3 weit auseinandergelegenen Musterkaffeegärten sollte die Schulung und das Training stattfinden.
Wie soll unser Kaffee in Indien verarbeitet werden
Die 3 Plantagen liegen weit voneinander entfernt. Es gibt 2 verschiedene Arten, nach dem Pflücken des Kaffees die Kaffeekirschen zu verarbeiten. Die traditionelle hunderte Jahre alte Art war es, den Kaffee nach dem Pflücken zu trocknen und später zu Schälen und zu rösten.
Die zweite und modernere Art ist es, den Kaffee nach der Ernte an dem selben Tag zu schälen, zu fermentieren und dann zu trocknen. Diese Technik wollten wir anwenden und kauften vor 4 Jahren 3 kleine Handschälmaschinen und starteten.Wir berichteten hierüber in unserem Beitrag „Was passiert mit dem Kaffee nach der Ernte“. Das Problem trat auf, das diese Technik viel Wasser für den Schälvorgang brauchte. Dies war in Holdibad und Lakhsmipur kein Problem, denn dort hatten für zu diesem Zweck Brunnen angelegt, in Lakhsmipur sogar 120 Meter tief bohren lassen, um bestes Wasser zu haben.
Unsere handbetriebene Maschine zum Schälen des frisch geernteten Kaffee. Rechts die Schalen, links die Bohnen.
Aber in Durkaguda gibt es nur einen kleinen Fluss, 100 Meter entfernt von der Plantage. Hier soll eine Zisterne angelegt werden. Vorübergehend sollte mit einer Pumpe Wasser aus dem Fluss für den Schälprozess gepumpt werden. Dies funktionierte nicht gut, brauchte eine andere Planung und im Ergebnis hatten wir geschälten und ungeschälten Kaffee nebeneinander.
So kam Utra, der landwirtschaftliche Leiter der 3 Plantagen auf die Idee, die alte Trockenschälmaschine, die der frühere Projektleiter Gregor Rath angeschafft hatte, und die in Lakhsmipur ohne Einsatz eingemottet war, nach Holdibad zu schaffen und in Betrieb zu nehmen. Dies geschah im Januar 2016.
Zerlegung und Reinigung der alten Trockenschälmaschine
Die Maschine wurde zerlegt, gereinigt und wieder zusammengesetzt.Mit großer Anstrengung konnte das Ungetüm in Gang gebracht werden und nun wird der ganze Kaffee als Kaffeekirschen getrocknet, nach Holdibad gebracht, geschält, ohne Wasser und verkauft.
Die Umstellung auf die alte Technik hat aber vor allem eine gute Seite. Unser Röster in Bonn Patrick Stolle sagte uns, das diese alte Technik der Aufarbeitung geschmacklich von Vorteil sein kann. Während des Trocknungsvorgangs gehen Aromen aus der Schale in die Kaffeebohne über und können den Geschmack verbessern.
Die Maschine läuft reibungslos
Diese Technik wird als „natural“ bezeichnet und weltweit wird nur ein sehr kleiner Teil der Kaffeeproduktion auf diese Art verarbeitet. So auch unser Kaffee. Vielleicht findet diese „natural“ aufgearbeitete Kaffeebohne in Deutschland ihre Freunde.